Die Diskussion über Klimaziele, CO2-Bilanz und Schadstoffausstoß hat seit einiger Zeit auch den Schiffsverkehr erfasst. Während die großen Kreuzfahrtschiffe massiv in der Kritik stehen, setzt die Reederei AG Ems im Fährbetrieb schon länger auf einen umweltfreundlichen Antrieb mit Liquefied Natural Gas (LNG). Nachdem mit der „Helgoland“ ein Schiffsneubau auf der Strecke Cuxhaven–Helgoland unterwegs ist, lässt die Reederei im Anschluss an die „Ostfriesland“ die Borkum-Fähre „Münsterland“ umrüsten.
Der Aufwand der Umrüstung ist immens, wie sich auch an den Umbaukosten von 17,5 Mio. Euro zeigt. Um den erhöhten Platzbedarf für den Brennstoff und die Antriebsanlage ohne Einschränkungen bei der Passagierkapazität zu realisieren, wird das Achterschiff einschließlich Antrieb neu gebaut und das Schiff um 18 Meter verlängert. Der Ausfall für den Fährverkehr soll möglichst gering gehalten werden, sodass das neue Achterschiff, welches für sich bereits eine Länge von gut 39 Metern aufweist, auf der Werft Koninklijke Niestern Sandern BV in Delfzijl (Niederlande) vorgefertigt und vormontiert wird. Erst wenn diese Arbeiten abgeschlossen sind, muss das Schiff selbst in das Dock, wo dann das alte Achterschiff abgetrennt und der vordere Schiffsteil mit dem Neubau „verheiratet“ wird.
Den Vorstand der AG Ems, Herrn Dr. Bernard Brons, ficht dieser Aufwand nicht an: „Als First Mover wollen wir mit der zweiten Umrüstung innerhalb unserer Borkum-Flotte ein weiteres Zeichen für nachhaltige Umweltfreundlichkeit im Schiffsverkehr setzen.“
Erwartet werden Reduktionen des Kohlendioxidausstoßes von 20 Prozent, der Stick- und Stickoxide um wenigstens 90 Prozent und eine Herabsetzung der Feinstaubbelastung auf fast null, wovon nicht nur das Reinluftgebiet Borkum profitieren wird. Auch die Überfahrt für die Fahrgäste wird komfortabler. Es entstehen Flächen für ca. 15 weitere Pkw-Stellplätze sowie zwei neue Salonbereiche und ein größeres Sonnendeck. Im Rahmen des Umbaus wird daher auch das Gastronomiekonzept neu aufgestellt. Menschen mit eingeschränkter Mobilität erhalten mehr Komfort durch einen Lift.
Unterstützung erhält das Projekt durch eine Förderung des Bundes für die LNG-Technik. Zur Umsetzung der mit dieser Förderung verbundenen vergaberechtlichen Vorgaben hat die Reederei auf Leinemann Partner Rechtsanwälte als externe Vergabestelle gesetzt. Auch der Geschäftsführer der erfolgreichen Werft, Herr Wietse Holmann, lobt: „Es waren lange Verhandlungen, aber durch faire und offene Gespräche haben wir ein gutes Ergebnis erzielt.“ Die Vorbereitungen für den Neubau des Achterschiffes laufen bereits. Im Herbst 2020 soll die MS Münsterland dann aus dem Betrieb genommen werden. Wenn alles plangemäß läuft, wird das umfassend modernisierte Schiff im Frühjahr 2021 den Fährdienst wieder aufnehmen. Also: Schiff ahoi!