Als klar war, dass es im alten Gebäude nicht mehr weitergehen kann, stand der WDR vor folgenden Optionen: Abriss des Gebäudes und kompletter Neubau oder Sanierung. Der WDR empfand die Sanierung des Gebäudes als nachhaltigste und wirtschaftlichste Lösung, denn so könnten die Gebäudefläche erhalten und fast 60% der Gebäudesubstanz wiederverwendet werden.
Ziel der Sanierung war von Beginn an ein »crossmediales Medienhaus«, welches durch offene und flexible Architektur punkten sollte. Medienübergreifend sollten dort ab Ende 2024 von fast 700 MitarbeiterInnen in den Bereichen Hörfunk, Fernsehen und Internet produziert werden.
Unsere Mandantin, ein Ingenieurunternehmen, das unter anderem zahlreiche Leistungen im Bereich TGA-Planung und technische Projektsteuerung anbietet, übernahm an diesem Bauvorhaben für einen Generalplaner die TGA-Planung und bekam es im Projektverlauf mit erheblichen Verzögerungen, Leistungsänderungen und deutlich höheren Kosten als ursprünglich geplant zu tun. Als keine Möglichkeit mehr bestand, die ausufernden Kosten zu realisieren oder wenigstens abzusichern und den zeitlichen Projektablauf angemessen neu aufzustellen, gab es für die Mandantin keine andere Möglichkeit mehr, als den Vertrag unter Mithilfe unserer Hamburger Leinemann-Partner Thomas Hildebrandt und Rasmus Gersch zu kündigen.
Ende Januar 2024 veröffentlichte der Landesrechnungshof (LRH) in Nordrhein-Westfalen schließlich seinen abschließenden Bericht mit den Prüfergebnissen der Baumaßnahmen des WDR zum Umbau des Filmhauses. Insbesondere die Kostenplanung des WDR wurde stark kritisiert. Auch sämtliche entsprechenden Stellungnahmen des WDR änderten nichts an den Erkenntnissen der Prüfer, die in ihren Repliken an diesen festhielten.
Der LRH kommt zu dem Schluss, dass der WDR im Vorfeld der Entscheidung zur Sanierung des Filmhauses weder eine langfristige Immobilienstrategie verfolgte noch eine Wirtschaftlichkeitsuntersuchung durchgeführt habe sowie dem Verwaltungsrat vor Projektbeginn keinen groben Kostenrahmen für die Baumaßnahme vorgelegt hätte.
Das Projektbudget ist im Laufe des Bauvorhabens von 130 Mio. Euro auf 240 Mio. Euro angestiegen. Der WDR begründete dies mit den in der Zwischenzeit allgemein gestiegenen Kosten in der Baubranche. Laut LRH sei dies allerdings auch auf die Leistungserweiterungen am Bauvorhaben durch den WDR als Auftraggeber zurückzuführen und widerspräche den Grundsätzen ordnungsgemäßer Kostenplanung. Während der Baumaßnahme war die Fertigstellung der grundlegenden technischen Gebäudeausrüstung durch unsere Mandantin sehr entscheidend, weil diese unter anderem die Voraussetzung für das geplante Studio im Untergeschoss des Gebäudes sowie das Rechenzentrum ist. Der unausweichlichen Kündigung unserer Mandantin folgt nun eine gerichtliche Auseinandersetzung mit dem Generalplaner und im Zuge dessen auch mit dem WDR über ausstehende Honorarforderungen.
Der aktualisierte Zeitplan des WDR geht inzwischen von einem Start des Betriebs im sanierten Filmhaus im Spätsommer 2025, statt wie ursprünglich geplant Ende 2024, aus – auch dann allerdings noch nicht in voller Besetzung. Wann genau also der komplette Betrieb im modernisierten Filmhaus starten wird, ist noch nicht absehbar.