Photovoltaik

Obstbäume unter Strom: Wie Agri-PV die Landwirtschaft revolutioniert

Um verschiedene Anbaumethoden unter Agri-PV-Anlagen zu erproben, beschloss die mit Landesmitteln geförderte Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau und Arboristik e. V. (LVGA) die Durchführung eines Obstbauversuchs – als Pionier auf diesem Gebiet. Zur Beratung des Beschaffungsverfahrens für die erforderlichen PV-Anlagen beauftragte die
LVGA ein Berliner Leinemann-Team – bestehend aus Marco Michael Hohensee und Yaroslav Shevchuk.

Die Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau und Arboristik e. V. (LVGA) ist ein bundesweit einzigartiges, berufsständisch organisiertes Bildungs- und Forschungszentrum, das den gesamten Berufsstand der grünen Branche repräsentiert. Unterstützt von den Ländern Brandenburg und Berlin, engagiert sich die LVGA in der Jugend- und Erwachsenenbildung sowie in der Durchführung fachbezogener Forschungs- und Versuchsprojekte. Mit ihrem neuen Versuchsvorhaben auf der Obstbau-Versuchsstation Müncheberg (Brandenburg) geht die LVGA einen innovativen Weg, indem sie die Vorteile von Agri-Photovoltaikanlagen für den Obstbau untersucht. Ziel des Projekts ist es, die Eignung verschiedener Obstkulturen wie Süßkirsche und Aprikose für den Anbau unter Agri-PV-Anlagen zu erforschen und deren Auswirkungen auf die Obstproduktion und Stromerzeugung zu bewerten. Darüber hinaus erforscht die LVGA im Rahmen des Obstbauversuchs Möglichkeiten zur effizienteren Wassernutzung. Die Teilbeschattung der Obstbäume durch die
Solarmodule reduziert die Verdunstung, was den Wasserbedarf der Pflanzen verringert. In Anbetracht der zunehmenden Trockenperioden, die insbesondere in Brandenburg in den letzten Jahren häufiger aufgetreten sind, ist diese Synergie zwischen Landwirtschaft und Energieerzeugung besonders wertvoll. Zur Versuchsdurchführung war die Beschaffung
von zwei Agri-PV-Systemen mit unterschiedlicher Lichtdurchlässigkeit der PV-Module erforderlich. Eine öffentliche Ausschreibung war in diesem Fall aufgrund der Vorgaben des Fördermittelbescheids verpflichtend.
Die Besonderheit der Ausschreibung lag in der Beschaffung zweier unterschiedlicher Photovoltaiksysteme, die sich anhand ihrer Aufständerung und der Lichtdurchlässigkeit der Module unterscheiden.
Wesentlich für den Erfolg des Projekts war die Auswahl der PV-Module, die nicht nur ausreichend Schutz vor Niederschlag und Hagel bieten sollen, sondern gleichzeitig die für das Pflanzenwachstum notwendige Lichtdurchlässigkeit gewährleisten. Die Konzeption der PV-Module musste folglich im Einklang mit den spezifischen Lichtbedürfnissen der einzelnen Obstkulturen stehen, ohne die Stromerzeugung wesentlich zu beeinträchtigen. Diese technischen Anforderungen machten die Ausschreibung, insbesondere die Erstellung des Leistungsverzeichnisses, besonders anspruchsvoll und erforderten eine enge Zusammenarbeit der LVGA mit dem zuständigen Berliner Leinemann-Team. Die »Früchte« der zahlreichen Besprechungen, Abstimmungen und Konkretisierung der einzelnen technischen sowie landwirtschaftlichen Erfordernisse spiegelten sich in einem detaillierten Leistungsverzeichnis wider. Der Ausschreibungsgegenstand umfasste im Wesentlichen Planung, Lieferung, Aufbau, Installation und Inbetriebnahme der Photovoltaikanlage (PV-A) sowie eine Schulung des LVGA-Personals.

Nach umfassender Evaluierung der Ziele des Auftraggebers sowie der einzelnen Charakteristika des
geplanten Projekts regte das Berliner LP-Team an, die zu vergebenden Leistungen im Rahmen eines Verhandlungsverfahrens ohne Teilnahmewettbewerb gem. § 12 Abs. 2 UVgO auszuschreiben. Daneben empfahlen die beratenden Anwälte der LVGA, auf eine Aufteilung in
zwei Teillose zu verzichten. Aufgrund der relativ geringen Versuchsfläche hätte eine Zersplitterung des Auftrags in einzelne Lose das für die Branchenstandards bereits geringe Auftragsvolumen noch weiter verkleinert und damit die wirtschaftliche Attraktivität des Auftrags reduziert. Der Auftraggeber entschied sich daher, die Beschaffung der Agri-PV-Anlagen als einen Gesamtauftrag auszuschreiben. Die von den Bietern eingereichten Angebote enthielten hervorragende Konzepte für die Umsetzung des Vorhabens. Dies stellte die LVGA vor eine schwierige (Zuschlags-)Entscheidung. Im Verlauf der Verhandlungsgespräche konnte sich jedoch schließlich ein Bieter, PV-Service GmbH, mit seiner überzeugenden Vorstellung der Projektumsetzung zu einem attraktiven Preis gegen die übrigen Mitbieter durchsetzen. Im Ergebnis verlief das vom Berliner Leinemann-Team durchgeführte Vergabeverfahren von der
Bekanntmachung im April 2024 bis zur Zuschlagserteilung im Juni 2024 ohne Komplikationen.

Die schnelle Abwicklung des Vergabeverfahrens basierte auf einer engen Zusammenarbeit mit dem engagierten
Auftraggeber, der keine Mühen scheute, fachlich fundierten Input in kürzester Zeit zu liefern. Das Projekt der LVGA könnte als Modell für zukünftige landwirtschaftliche und energiepolitische Maßnahmen dienen und zeigt die enorme Bedeutung der Innovation auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit. In Zeiten des Klimawandel und des steigenden politischen Drucks auf landwirtschaftliche Betriebe könnte Agri-Photovoltaik
eine Schlüsseltechnologie für die Landwirtschaft der Zukunft sein.